Funktion und Bedeutung von Vitamin D

Vitamin D ist weit mehr als ein klassisches Vitamin – es handelt sich vielmehr um eine Vorstufe eines Steroidhormons. Es beeinflusst über 2000 Gene im menschlichen Körper und wirkt sich direkt auf eine Vielzahl biologischer Prozesse aus. Zu den wichtigsten Funktionen zählen:

  • Förderung der Calcium- und Phosphataufnahme im Darm (Christakos et al., 2014)
  • Erhalt stabiler Knochen und Zähne (Holick, 2007)
  • Modulation des Immunsystems, Hemmung von Autoimmunreaktionen (Adams & Hewison, 2008)
  • Beteiligung an der Zellteilung und -differenzierung (Carlberg, 2014)
  • Einfluss auf das Nervensystem und die psychische Gesundheit (Koduah et al., 2017)

Die Wirkung erfolgt über Vitamin-D-Rezeptoren (VDR), die in fast allen Zellen vorhanden sind. Diese Erkenntnisse belegen die multisystemische Relevanz von Vitamin D in der menschlichen Gesundheit.

Natürliche Quellen für Vitamin D

Vitamin D wird hauptsächlich durch UVB-Strahlung in der Haut gebildet. Diese sogenannte endogene Synthese ist abhängig von geografischer Lage, Jahreszeit, Tageszeit, Alter und Hauttyp (Holick, 1995). Zwischen Oktober und März reicht in Deutschland die Sonneneinstrahlung meist nicht aus. Nur ein kleiner Teil kann über die Ernährung aufgenommen werden:

  • Fetter Fisch wie Lachs, Hering, Makrele (USDA Nutrient Database)
  • Lebertran
  • Eigelb
  • Pilze (besonders UV-bestrahlte)
  • Angereicherte Lebensmittel wie Margarine (EFSA, 2016)

Für viele Menschen – insbesondere in nördlichen Breiten – ist eine Supplementierung die zuverlässigste Form der Bedarfsdeckung.

Zufuhr- und Zielwerte für Vitamin D

Die Empfehlungen zur täglichen Vitamin-D-Zufuhr sind je nach Institution unterschiedlich:

  • DGE (Deutschland): 800 IE (20 µg) pro Tag bei fehlender Eigensynthese (DGE, 2020)
  • EFSA: 600–800 IE je nach Altersgruppe (EFSA Journal, 2016)
  • Endocrine Society (USA): Bis zu 2000 IE zur Prävention
  • individuell ggf. mehr (Holick et al., 2011)

Empfohlene Blutwerte:

  • Optimal: 30–50 ng/ml (75–125 nmol/l) (IOM, 2011)
  • Zielbereich für therapeutische Anwendungen: 40–60 ng/ml (Carlberg & Haq, 2018)

Einige Experten raten zu individuellen Dosierungen je nach Körpergewicht, z. B. 50–60 IE pro kg Körpergewicht täglich. Eine regelmäßige Blutkontrolle (25-OH-D) ist bei höherer Supplementierung empfohlen.

Nebenwirkungen und Überdosierung

Vitamin D ist in üblichen Dosierungen sehr gut verträglich. Nebenwirkungen treten in der Regel nur bei langfristiger Einnahme sehr hoher Dosen auf – insbesondere dann, wenn keine regelmäßige Blutkontrolle erfolgt oder wichtige Kofaktoren wie Vitamin K2 und Magnesium fehlen.

Eine chronische Überdosierung (z. B. deutlich über 10.000 IE täglich über mehrere Wochen) kann zu einer sogenannten Hypervitaminose D führen. Diese geht mit einem stark erhöhten Calciumspiegel im Blut (Hyperkalzämie) einher, was Beschwerden wie:

  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Muskelschwäche
  • Verstopfung
  • Herzrhythmusstörungen
  • Nierensteine
  • Nierenschäden

verursachen kann.

Die tolerierbare obere Aufnahmemenge (UL) liegt laut EFSA bei 4000 IE pro Tag für Erwachsene (EFSA, 2012). Höhere Dosen sollten nur unter ärztlicher Aufsicht und mit begleitender Laborkontrolle (25-OH-D, Calcium, ggf. PTH) erfolgen.

Wichtig: Besonders bei hochdosierter Einnahme sollte auf eine ausreichende Versorgung mit Vitamin K2 geachtet werden, da dieses für den sicheren Einbau von Calcium in die Knochen sorgt und schädliche Verkalkungen von Weichteilen verhindern kann.

Weitere Informationen und Studien

https://examine.com/supplements/vitamin-d/#edb-references

Low-density lipoprotein (LDL) – Zittermann A, Frisch S, Berthold HK, Götting C, Kuhn J, Kleesiek K, Stehle P, Koertke H, Koerfer R Vitamin D supplementation enhances the beneficial effects of weight loss on cardiovascular disease risk markers Am J Clin Nutr.(2009 May)

Endometriosis-associated pelvic pain – James L Nodler, Amy D DiVasta, Allison F Vitonis, Sarah Karevicius, Maggie Malsch, Vishnudas Sarda, Ayotunde Fadayomi, Holly R Harris, Stacey A Missmer Supplementation with vitamin D or ω-3 fatty acids in adolescent girls and young women with endometriosis (SAGE): a double-blind, randomized, placebo-controlled trial Am J Clin Nutr.(2020 Jul 1)

Upper Respiratory Tract Infection Risk – Martineau AR, Jolliffe DA, Greenberg L, Aloia JF, Bergman P, Dubnov-Raz G, Esposito S, Ganmaa D, Ginde AA, Goodall EC, Grant CC, Janssens W, Jensen ME, Kerley CP, Laaksi I, Manaseki-Holland S, Mauger D, Murdoch DR, Neale R, Rees JR, Simpson S, Stelmach I, Trilok Kumar G, Urashima M, Camargo CA, Griffiths CJ, Hooper RL Vitamin D supplementation to prevent acute respiratory infections: individual participant data meta-analysis Health Technol Assess.(2019 Jan)

Upper Respiratory Tract Infection Symptoms – Dubnov-Raz G, Rinat B, Hemilä H, Choleva L, Cohen AH, Constantini NW Vitamin D supplementation and upper respiratory tract infections in adolescent swimmers: a randomized controlled trial Pediatr Exerc Sci.(2015 Feb)

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